Überaus beeindruckt zeigt sich das Publikum von Wolfram J. Starczewskis Ibsen-Inszenierung. Eine dichte, zeitlose Interpretation ist dieser “Baumeister Solness” , in dem mit Christian Fries als Halvard Solness und Christin Heim als Hilde Wangel zwei starke Hauptfiguren aufeinander treffen. Starczewski hat für jeden Akt eine sparsame Einrichtung gewählt. Fünf helle Stehpulte mit Lampen zieren den ersten. Die aufgeräumte Atmosphäre eines Architekturbüros stellt sich nicht zuletzt wegen Thomas Niedermaiers wunderbarem Lichtdesign ein. Schon das Eröffnungsbild in sattem Blau, das ins Champagnerfarbene übergeht, möchte man in einer Endlosschleife sehen. Die klar strukturierte Ästhetik lässt zudem der wortreichen Psychologie der Szenen genügend Raum.
Starczewski lässt immer wieder einen Klangteppich aus Metallophon und Echolot einspielen, um zu unterstreichen, dass Verdrängtem auf den Grund gegangen wird. (...) Wenn Hilde und Solness im dritten Akt in verkohlten Korbstühlen Platz nehmen, ist die Ausweglosigkeit, den Folgen des eigenen Schicksals zu entkommen, markant gesetzt. Die Regie fasst das alles ein in atmendes Korsett, bedient Ibsens Psychogramm dabei souverän wie vom Reißbrett. Der Schlussapplaus für Schauspieler und Regie war immens. Solche Begeisterungsstürme kennt man im Gießener Stadttheater eigentlich nur von gängigen Opernpremieren.
Rüdiger Oberschür, Kulturspion Mittelhessen, 15.11.2009